Bücherliste

Folgende Bücher über Essstörungen/Bodyimage usw habe ich bisher gelesen:

Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen von Carolyn Mackler
Dann bin ich eben weg: Geschichte einer Magersucht von Christine Fehér
Essen? Nein, danke! von Maureen Stewart


... bis jetzt sind das alle, ich werde die Liste aber vervollständigen sobald ich mehr Bücher dieser Sorte gelesen habe!


Kritiken
(Für Inhaltsangaben bitte einfach den jeweiligen Link in der Liste oben anklicken. Wozu soll ich mich hier nur wiederholen?)

Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen


Mit 14,15 war ich ziemlich ... moppelig. Dieses Buch habe ich zu dieser Zeit von meinem Vater geschenkt bekommen. Jap, Feinfühligkeit war noch nie seine Stärke.
Trotzdem hat mir das Buch sehr geholfen, mein pummeliges Teenager-Ich konnte sich mit der Protagonistin idenitfizieren. Auch wenn der Titel mich anfänglich skeptisch gemacht hatte, ist das Buch auf keinen Fall dazu da, dicke Menschen schlecht zu machen oder ähnliches.
Mir hat es wie gesagt geholfen, damit meine ich, ich habe durch dieses Buch Hoffnung geschöpft, dass für mich auch irgendwann alles so gut ausgeht wie für Protagonistin Virginia.
(Oh, da fällt mir gerade auf: Virginia. Welch unterschwelliges Stilmittel, sie Jungfrau (engl: Virgin!) zu nennen. Das ist großes Tennis! Gut dass ich damals noch nicht so gut Englisch konnte.)
Diese wächst einem beim Lesen wirklich ans Herz, ich habe sie als dreidimensional, wirklich reale Person in Erinnerung, auch dadurch, dass man sich selber in ihr wiedererkennt, wirkt sie wie eine richtiger Charakter, nichts flaches, ausgedachtes. Man kann ihre Gedankengänge gut nachvollziehen, sie wirkt nicht konstruiert oder ähnliches.
Auch sie will abnehmen, weiß aber auch nicht wirklich wie, hasst sich selber irgendwie, kann nichts Schönes anziehen, zu allem Überfluss ist auch noch die beste Freundin weg und sie so ganz allein an einer Schule, an der sie niemanden mag, niemand sie mag und die Familie übt einen riesen Druck auf sie aus, perfekt sein zu müssen. Denkt sie.
Sie realisiert nämlich nicht, dass ihre Familie sie sehr wohl mag, wie sie ist, sie hat sogar eine Art Fickbeziehung (etwas drastisch ausgedrückt, sie ist erst 15 oder so) und am Ende des Buches hat sie viele neue Freunde, ein tolles Hobby und einen Freund der sie liebt wie sie ist.
Friede, Freude, Eierkuchen.
Und genau das macht das Buch auch -im Nachhinein- ein bisschen schlechter, als es ist. Nicht alle Teeniebücher müssen ein Happy End haben. Wär schön, wenn es mal eins mit schlechtem Ende gäbe.
Dieses hat jedenfalls ein gutes Ende, und ich denke für alle Leser im Alter der Hauptfigur (sprich 12 bis 17, kommt natürlich auch auf den jeweiligen Leser an), die ähnliche Probleme haben, ist das Buch ganz gut geeignet, um zu realisieren, dass es nicht immer um Aussehen geht. Dass man sich Freunde macht, in dem man sich selber treu bleibt, und nicht in dem man nur sagt, was andere hören wollen.
Das allergrößte Manko am Buch: Das Cover.
In dem Buch geht es um ein dickes Mädchen. Dick. Hallo? Wieso drucken sie dann auf das Buch ein normalgewichtiges, sogar schlankes Hinterteil ab? Das verstärkt doch nur den Druck auf die Leserinnen, wenn sie den Eindruck bekommen, dass jemand, der einen Hintern wie den auf dem Cover hat, sich zu dick fühlt. Und wenn sie dann realisieren, dass sie selbst sogar noch dicker sind als das Mädchen auf dem Buch, was hat das denn wohl für Folgen? Das Buch wird wahrscheinlich zu 90% von Mädchen mit Gewichtsproblemen gelesen und diese W***** vom Verlag verstärken nur den Druck der Gesellschaft auf die Leserinnen. Also darüber könnte ich mich wirklich stundenlang aufregen, aber ich wiederhole mich schon.
Für alle Älteren oder Anspruchsvolleren ist das Buch sowie seine Botschaft wahrscheinlich zu einfach gestrickt, der Spannungsbogen ist sozusagen eine flache Parabel, die Moral der Geschicht uralt.
Ich mag das Buch trotzdem.






Dann bin ich eben weg: Geschichte einer Magersucht


Gekauft in der Zeit, als ich wieder zugenommen hatte und dachte, ein Magersuchts-Essstörungs-Buch zu lesen, würde mich motivieren, wieder abzunehmen.
Zu erstmal sollte ich wohl gestehen, dass ich das Buch in einer Nacht durchgelesen habe, ohne Pause, ich hab wirklich kaum aufgeschaut und so gegen 5.00 Uhr war ich dann fertig. Also muss es wohl spannend sein.
Aber ich habe auch einige Stellen übersprungen.
Das Buch ist nämlich gespickt mit so einer Art "Traumsequenzen", ich hab schon während des Lesens nicht kapiert, was da gerade beschrieben wird (und jetzt verstehe ich es immer noch nicht): Sind es Erinnerungen? Wunschträume? Wünscht sie sich, es wäre so gewesen oder war es wirklich so? Oh mann, das hat mich ganz schön verwirrt, außerdem waren die irgendwie doof geschrieben. Immer voll aufs Gefühl, aber so offensichtlich, dass man nicht mehr mitfühlt, weil der Text so konstruiert wirkt, immer extra traurig, extra schwammig, extra träumerisch, extra ätzend wie ich finde.
Naja wie dem auch sei, der Rest des Buches muss ja gut gewesen sein, wenn es mich so gefesselt hat.
Korrektur: Der Rest des Buches war mittelmäßig, normal geschrieben, weder richtig schlecht als richtig gut, was das Buch so interessant und spannend macht ist, dass ich mich auch mit dieser Protagonistin identifizieren konnte. Am Anfang.
Das Buch beginnt mit einer normalgewichtigen, vielleicht ein bisschen moppeligen Sina und endet nach mehreren Therapien und Krankenhausaufenthalten.
Ich konnte einfach aus der Erfahrung heraus jeden ihrer Gedanken verstehen, wie sie irgendwann gar nichts mehr isst, ihre Familie belügt, Pausenbrote wegschmeißt usw.
Und spätestens auf halben Weg durch das Buch geht einem die Geschichte dann so nah, dass man (denke ich) auch keine Erfahrung mehr mit dem Thema mehr braucht, um es spannend zu finden. Man mag die Hauptfigur einfach so gern, man wünscht ihr so sehr, dass es ein Happy End gibt, dass man einfach weiterlesen muss.
Aber ich möchte hier nicht zu sehr in Lobpreisungen verfallen, auch hier gibt es Nachteile, die Geschichte ist irgendwie - wie in allen Essstörungs-Abnehm-Büchern vorhersehbar, man weiß eigentlich vorher, dass sie magersüchtig wird, alles ganz ganz schrecklich beschrieben, ihr Leben/ihre Krankheit schlichtweg verteufelt wird, sie eine Therapie bekommt und am Ende ein wunderschönes Leben mit normalem Essverhalten glorifiziert wird.
Ist ja im Prinzip auch richtig so: Esstörungen sind nun mal scheiße, normales Essverhalten ist toll.
Das Ding ist aber, dass die Beschreibungen von ihrem Leben mit ES auf Betroffene schon so toll und bestrebenswert wirkt, dass das ganze Verteufeln und Schöndarstellen vom normalen Leben gar nichts bringt.
Soll heißen, Magersüchtige finden durch dieses Buch nur Anregungen, es hält sie nicht von der Krankheit ab, und alle Nichbetroffenen wissen sowieso, dass Essstörungen scheiße sind. Denen muss man es nicht extra mit dem Vorschlaghammer einprügeln.
Und da zeigt sich meiner Meinung nach, dass die Autorin die Krankheit doch zu sehr vereinfacht.
Naja also wer gerne ein typisches Essstörungsbuch lesen möchte, dem sei dieses empfohlen, viel Spaß beim Lesen.
Für alle anderen ist es wahrscheinlich ein bisschen zu sehr Klischee.




Essen? Nein, Danke!






Auch dieses Buch habe ich in einem Rutsch gelesen, dafür habe ich aber wesentlich weniger Zeit gebraucht als bei "dann bin ich eben weg" - so ca. 2-3 Stunden, dann war ich durch.

Von daher kann ich über die Schreibweise sagen: Das Buch liest sich sehr flüssig, keine komplizierten Sätze oder Formulierungen.
Was mich genervt hat waren die Gedichte der Protagonistin Rebecca.
Die waren irgendwie nur eine flache Möglichkeit, ihre Gefühle darzustellen, das hätte man auch anders machen können, die Gedichte waren nämlich (meiner Meinung nach) nicht besonders ... ähm, hochwertig.
Die Geschichte beginnt bereits bei 40 kg - also verdammt wenig. 
Gleich auf der zweiten Seite sind es dann schon 39kg, nach 5 Seiten sind es 83,5kg usw. 
Ich finde, hier wird das Abnehmen als zu einfach dargestellt.
Auch wird gesagt, dass sie ihr Essverhalten nun schon seit längerer Zeit durchzieht, d.h. ihre beste Freundin z.B. zieht sie schon damit auf, dass sie nichts isst. Ich denke, wenn die beste Freundin schon etwas bemerkt hat, dann hätte sie nach einer Weile wohl schon mit Rebecca darüber geredet.
Davon abgesehen: Wenn sie wirklich so schnell abnimmt-an einem Tag 0,5-1kg- hätte sie vor ihrer ESphase wirklich sehr dick sein müssen, das wird in dem Buch aber nicht gesagt.
Wenigstens aber wird das Aufwachen aus der Krankheit als schwieriger dargestellt, Rebecca liegt im Koma, eine ebenfalls betroffene Freundin stirbt usw. 
Die Therapie schlägt erst gar nicht an, und dann, ab einem Punkt macht es anscheinend  BAM! und sie ist kurz danach wieder zu Hause und isst Lamingtons.
Das kann ich schlecht beurteilen, da ich noch keine Therapieerfahrungen habe (zum Glück), aber mein Gefühl sagt mir, dass das irgendwie unrealistisch ist. Würde sie nicht eher Stück für Stück mehr essen, entspannter mit Essen umgehen, in einem langwierigen Prozess?
Noch etwas negatives: In diesem Buch werden viele Zwangshandlungen von Rebecca dargestellt, wie z.B. das Anziehen in einer bestimmten Reihenfolge.
Meiner Meinung nach gibt das dem Leser so eine Art "Freakvorstellung" von Essgestörten, eine "Das-könnte-mir-nie-passieren"-Vorstellung.
Die ist aber falsch, jeder könnte in eine Essstörung rutschen.
Und genau davor sollte doch so ein Buch warnen, oder nicht?
Eine gute Sache war noch, dass die Auswirkungen von Abführmitteln richtig beschrieben werden. Das ist natürlich kein schönes Thema, das liest wahrscheinlich niemand wirklich gern, das schreibt wahrscheinlich auch niemand gern, aber es schreckt ab. Und vor allem: Es ist die Realität.
Der Missbrauch von Abführmitteln hat Auswirkungen, die man wirklich niemandem wünscht, es brennt, der Magen gurgelt schrecklich, man hat Magenkrämpfe, furchtbare Bauchschmerzen und sitzt garantiert mehrere Stunden auf dem Klo und fragt sich, ob man nicht noch lieber einen Eimer holt, weil man auch kotzen könnte. 
Fazit: Mochte ich nicht wirklich, ein bisschen flach, natürlich geht das Thema einem nah, aber wenn man sich ein bisschen mehr mit dem Thema beschäftigt, dann ist ein Mädchen wie die andere- und Rebecca kommt halt mehr als wandelndes Beispiel daher als als Persönlichkeit.


Zwei Sachen sind mir noch zu diesem Buch und "Dann bin ich eben weg" aufgefallen:
Während Sina im ersten Buch mit 38 kg im Krankenhaus landet, hat Rebecca aus Buch 2 das gleiche Gewicht schon nach wenigen Seiten, obwohl beide ungefähr gleich groß und alt sind.
Nur so als Anmerkung. Judge yourself.
Beide Autorinnen haben auch noch andere "Tu-das-bloß-nicht"-Jugendlichen-Bücher geschrieben.

Z.B. "Alki? Ich doch nicht!" (Maureen Stewart) oder ein Buch über eine Teenagerschwagerschaft von Christine Fehér.
Warum, muss ich mich einfach fragen, lasst ihr solch heikle Themen nicht von Menschen behandeln, die eine solche Situation durchgemacht haben?!
Mein nächstes Ziel in dieser Richtung Buch ist also: Eine Buch von einer/m Betroffener/m.

(Und ja: ich lese auch andere Bücher. Ich lese sogar relativ viel, und nur sehr wenige Bücher über Essstörungen wie man ja sieht.)

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